Bild oben: „Börsendiagramm Energie“ © biDaala studio, 2024
Der Regelenergiemarkt
Ein Eckpfeiler der Energiewende
In der zunehmend dezentralisierten und auf erneuerbaren Energien basierenden Stromversorgung spielt der Regelenergiemarkt eine zentrale Rolle. Dieser Markt sorgt für die Stabilität des Stromnetzes und gewährleistet, dass jederzeit ein Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und -verbrauch besteht. Doch wie genau funktioniert der Regelenergiemarkt und welche Herausforderungen und Chancen bringt er mit sich? In diesem Artikel werden wir die wichtigsten Aspekte des Regelenergiemarktes beleuchten und seine Bedeutung im Kontext der Energiewende hervorheben.
Was ist der Regelenergiemarkt?
Grundlagen & Bedeutung für die Netzstabilität
Bild oben: „Regelenergiemarkt 50,0 Hz“ © Luana AG, 2024
Der Regelenergiemarkt, auch als Ausgleichsenergiemarkt bekannt, ist ein spezieller Teil des Energiemarktes, der dafür sorgt, dass die Stromversorgung stets im Gleichgewicht bleibt. Er stellt sicher, dass bei kurzfristigen Schwankungen in der Stromerzeugung oder im Stromverbrauch schnell und effizient reagiert wird, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Dies ist besonders wichtig, da das Stromnetz ständig im Gleichgewicht sein muss – die Menge an erzeugtem Strom muss stets der Menge an verbrauchtem Strom entsprechen.
Die Stromnetze der meisten europäischen Länder auf dem Festland sind miteinander verbunden und arbeiten mit einer einheitlichen Netzfrequenz von 50 Hertz (Synchrongebiet Central Europe). Um die Frequenz stabil bei 50 Hertz zu halten, muss die Netzeinspeisung (im Bild oben „Erzeugung“ genannt) jederzeit der Netzentnahme (im Bild oben „Verbrauch“ genannt) entsprechen.
Quelle: https://www.regelleistung.net/de-de/Allgemeine-Infos/Was-ist-Regelenergie
3 Arten der Regelenergie
Kategorien der Regelenergie & ihre Anwendungsbereiche
Wie im vorangegangenen Abschnitt erwähnt ist der Regelenergiemarkt ein zentraler Bestandteil des Energiemarktes, der dazu dient, kurzfristige Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Um die Netzstabilität zu gewährleisten, wird Regelenergie benötigt. Es gibt drei Hauptarten der Regelenergie, die jeweils für unterschiedliche Zeitrahmen und Anforderungen eingesetzt werden, nämlich die Primärregelleistung (PRL), die Sekundärregelleistung (SRL) und schließlich die Minutenreserve (MRL), die auch tertiäre Regelenergie genannt wird.
Primärregelleistung (PRL): Diese muss innerhalb von Sekunden verfügbar sein und dient dazu, sofortige Frequenzabweichungen im Netz auszugleichen. Die Bereitstellung erfolgt automatisch durch Kraftwerke und Speicher, die in Echtzeit auf Frequenzänderungen reagieren.
Sekundärregelleistung (SRL): Diese wird innerhalb von Minuten aktiviert, um das Netz nach einem größeren Ungleichgewicht zu stabilisieren. Sie wird automatisch oder manuell aktiviert und kann für längere Zeiträume aufrechterhalten werden.
Minutenreserve (MRL)*: Auch als tertiäre Regelenergie bekannt, wird sie innerhalb von 15 Minuten aktiviert, um anhaltende Ungleichgewichte auszugleichen. Diese wird in der Regel manuell aktiviert und kann über längere Zeiträume eingesetzt werden.
*Die Abkürzung MRL stammt aus dem Englischen und steht für Minute Reserve Level
Marktmechanismen & Preisbildung
Wie Ausschreibungen & Preisbildung den Regelenergiemarkt steuern
Der Regelenergiemarkt funktioniert – wie der grundsätzliche Stromhandel an der Börse – über Ausschreibungen, bei denen Übertragungsnetzbetreiber (kurz: ÜNB) Regelenergie von Anbietern wie Kraftwerken, Batteriespeichern und großen Verbraucher:innen kaufen. Diese Anbieter bieten ihre Kapazitäten zu bestimmten Preisen an, und die ÜNB wählen die kostengünstigsten Angebote aus, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
Das Merit-Order-Prinzip
Bild oben: „Der Merit-Ordner-Effekt“ © Luana AG, 2024
Der Merit-Order-Effekt (MOE)
Energiehandel: Märkte & Handelsplätze
Wo Energie gekauft & verkauft wird
Was ist der Leistungspreis?
Vergütung für die Bereitstellung der Kapazität
Der Leistungspreis beim Regelenergiemarkt, auch als Kapazitätspreis oder Bereitschaftspreis bezeichnet, ist die Vergütung, die Betreiber von Regelkraftwerken (oder anderen Anlagen, die Regelenergie bereitstellen können) dafür erhalten, dass sie ihre Kapazität zur Verfügung stellen, um bei Bedarf Strom ins Netz zu speisen oder aus dem Netz zu entnehmen. Dieser Preis wird unabhängig davon gezahlt, ob und wie häufig die Kapazität tatsächlich abgerufen wird.
Funktionsweise des Leistungspreises:
- Ausschreibung & Angebotsabgabe: Betreiber von Regelkraftwerken geben Gebote ab, in denen sie angeben, wie viel Kapazität sie zur Verfügung stellen können und zu welchem Preis.
- Vergabeprozess: Die ÜNB prüfen die Angebote und wählen die Günstigsten aus, um die benötigte Regelenergiekapazität zu sichern.
- Vergütung: Die ausgewählten Anbieter erhalten den Leistungspreis für die Bereitstellung ihrer Kapazität, unabhängig davon, ob diese Kapazität tatsächlich abgerufen wird.
Zusätzlich zum Leistungspreis gibt es auch einen Arbeitspreis, der gezahlt wird, wenn die Regelenergie tatsächlich abgerufen und ins Netz eingespeist oder aus dem Netz entnommen wird. Der Leistungspreis dient somit als Anreiz für Betreiber, ihre Kapazitäten für den Regelenergiemarkt bereitzustellen und trägt zur Stabilität des Stromnetzes bei, indem er sicherstellt, dass ausreichend Regelenergie verfügbar ist.
Was ist der Arbeitspreis?
Vergütung für tatsächlich genutzte Regelenergie
Der Arbeitspreis beim Regelenergiemarkt ist die Vergütung, die Betreiber von Regelkraftwerken (oder anderen Anlagen, die Regelenergie bereitstellen) erhalten, wenn sie tatsächlich Regelenergie ins Netz einspeisen oder aus dem Netz entnehmen. Im Gegensatz zum Leistungspreis, der für die bloße Bereitstellung der Kapazität gezahlt wird, wird der Arbeitspreis nur dann gezahlt, wenn die Regelenergie tatsächlich genutzt wird.
Funktionsweise des Arbeitspreises:
- Abruf von Regelenergie: Wenn eine Abweichung zwischen Erzeugung und Verbrauch im Stromnetz auftritt, fordern die ÜNB die benötigte Regelenergie von den Betreibern der entsprechenden Anlagen an.
- Erbringung der Leistung: Die Anlagen, die für die Bereitstellung von Regelenergie ausgewählt wurden, reagieren entsprechend und speisen entweder Strom ins Netz ein oder entnehmen Strom aus dem Netz, je nach Bedarf.
- Vergütung: Für die tatsächlich erbrachte Leistung erhalten die Betreiber den Arbeitspreis. Dieser Preis wird pro MWh (Megawattstunde) gezahlter Regelenergie berechnet.
Zusammenspiel von Leistungs- & Arbeitspreis
Effiziente Netzstabilisierung durch Leistungs- & Arbeitspreise
Leistungspreis: Dieser Preis stellt sicher, dass genügend Kapazität für die Regelenergie bereitsteht, unabhängig davon, ob sie tatsächlich benötigt wird oder nicht.
Arbeitspreis: Dieser Preis wird zusätzlich gezahlt, wenn die bereitgestellte Kapazität tatsächlich genutzt wird, also wenn Regelenergie ins Netz eingespeist oder aus dem Netz entnommen wird.
Der Arbeitspreis stellt somit sicher, dass die Betreiber von Regelkraftwerken nicht nur für die Bereithaltung der Kapazität, sondern auch für die tatsächliche Lieferung der benötigten Energie angemessen vergütet werden.
Herausforderungen im Regelenergiemarkt
Integration erneuerbarer Energien & ihre Auswirkungen auf die Netzstabilität
Die Integration erneuerbarer Energien, insbesondere von Wind- und Solarenergie, stellt den Regelenergiemarkt vor neue Herausforderungen. Diese Energiequellen sind wetterabhängig und erzeugen Strom nicht kontinuierlich, was zu größeren und häufigeren Schwankungen im Netz führt.
Folgende Herausforderungen sind besonders relevant:
Chancen & Lösungen
Innovationen, die den Regelenergiemarkt zukunftsfähig machen
Trotz dieser Herausforderungen bieten sich auch zahlreiche Chancen für Innovationen und Weiterentwicklungen im Regelenergiemarkt:
Der Regelenergiemarkt als Schlüssel zur erfolgreichen Integration erneuerbarer Energien
Der Regelenergiemarkt ist ein zentraler Bestandteil der modernen Energieversorgung und spielt eine entscheidende Rolle bei der Integration erneuerbarer Energien. Durch die Bereitstellung von Regelenergie wird die Netzstabilität gewährleistet und ein zuverlässiger Betrieb des Stromnetzes sichergestellt. Trotz der Herausforderungen, die mit der Energiewende einhergehen, bieten sich zahlreiche Chancen für Innovationen und Weiterentwicklungen, die den Regelenergiemarkt zukunftsfähig machen. Mit intelligenten Technologien, flexiblen Speicherlösungen und neuen Marktmechanismen kann der Regelenergiemarkt die notwendige Flexibilität und Resilienz bieten, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten.◼
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