Bild oben: ESG-Rating“ © Mark B Pixels, 2024

ESG-Rating

Bedeutung, Anwendung & die Zukunft von ESG-Ratings

In einer zunehmend umweltbewussten und sozial verantwortlichen Welt gewinnen ESG-Ratings immer mehr an Bedeutung. Unternehmen und Investor:innen erkennen, dass finanzielle Performance allein nicht mehr ausreicht, um langfristig erfolgreich zu sein. Stattdessen werden Umwelt- und Sozialverantwortung sowie eine integre Unternehmensführung zu zentralen Faktoren für nachhaltigen Erfolg. In diesem Blogartikel erklären wir, was ein ESG-Rating ist, wie der Rating-Prozess abläuft, warum ESG-Ratings sowohl für Unternehmen als auch für Investor:innen von wachsender Bedeutung sind und wagen einen Ausblick auf die Zukunft.

Was bedeutet ESG?

Environmental, Social & Governance

Das Akronym ESG steht für Environmental, Social, und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Es handelt sich um Kriterien, die verwendet werden, um die nachhaltige und ethische Ausrichtung eines Unternehmens, Staates oder einer Organisation zu bewerten. Hier eine kurze Übersicht über die drei Bereiche:

Environmental

(Umwelt)

Bild oben:„Intakte Natur“ © Olga Gavrilova, 2024

Environmental (Umwelt): Diese ESG-Säule bezieht sich auf die Umweltpraktiken eines Unternehmens. Relevant sind beispielsweise:

  • Umgang mit natürlichen Ressourcen
  • Energieverbrauch & Effizienz
  • Ausstoß von Treibhausgasen
  • Abfallmanagement & Recycling
  • Auswirkungen auf das Ökosystem & Biodiversität

Social

(Soziales)

Bild oben: „Diversität und Inklusion im Büro“ © Dragana Gordic, 2024

Social (Soziales): Dieser Aspekt umfasst das soziale Engagement eines Unternehmens und den Umgang mit Menschen und Gemeinschaften. Wichtige Punkte sind:

  • Faire Arbeitsbedingungen
  • Arbeitssicherheit
  • Diversität & Inklusion
  • Kunden- & Datenschutz
  • Achtung der Menschenrechte entlang der Lieferkette

Governance

(Unternehmensführung)

Bild oben: „Business-Ethik“ © Andrzej Rostek, 2024

Governance (Unternehmensführung): Dieser Bereich deckt die Strukturen und Prozesse der Unternehmensführung ab. Zu den Themen gehören:

  • Unabhängigkeit & Diversität im Vorstand
  • Maßnahmen gegen Korruption & Bestechung
  • Vergütung von Führungskräften
  • Transparenz bei Entscheidungen & Berichterstattung
  • Einhaltung gesetzlicher Vorschriften & ethischer Standards

Was ist ein ESG-Rating?

Nachhaltigkeitsbewertung

ESG-Rating
Bild oben: ESG-Rating in stark simplifizierter Darstellung“ © Luana AG, 2024

Ein ESG-Rating ist die Bewertung eines Unternehmens, Staates oder einer Organisation, die anhand der oben genannten Kriterien vorgenommen wird. Während ESG-Reports von einer Vielzahl an Stakeholdern genutzt werden, richten sich ESG-Ratings nahezu ausschließlich an Investor:innen und ermöglichen damit den Vergleich mit Wettbewerbern. Die Gründe für die Erstellung von ESG-Ratings können vielfältig sein:

  • Investitionsentscheidungen: Investor:innen nutzen ESG-Ratings, um das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens zu bewerten, um dann beispielsweise in Unternehmen zu investieren, die positive ESG-Praktiken aufweisen oder um – laut der Hypovereinsbank – „von sich aus börsennotierte Aktiengesellschaften zu bewerten, um sie in Nachhaltigkeitsindizes aufnehmen zu können“.
  • Risikomanagement: Unternehmen mit hohen ESG-Ratings gelten oft als weniger risikobehaftet, da sie möglicherweise besser auf zukünftige regulatorische Änderungen (bspw. strengere Umweltgesetze) oder gesellschaftliche Erwartungen vorbereitet sind.
  • Reputation & Wettbewerbsvorteil: Unternehmen lassen sich in Form eines ESG-Ratings beurteilen, denn ein hohes ESG-Rating kann das Ansehen eines Unternehmens stärken und es für Kund:innen, Mitarbeitende und Geschäftspartner:innen attraktiver machen. Zudem hat die Tatsache, dass durch den Klimawandel bedingte Wetterereignisse Unternehmen bis 2026 voraussichtlich 1,3 Billionen Dollar kosten werden, viele Unternehmen dazu veranlasst, das ESG-Management höher zu priorisieren.

Quellen:
HYPOVEREINSBANK (2024): „ESG-Rating für mehr Orientierung“, zuletzt abgerufen am 30.09.2024.
FORBES MEDIA LLC. (2021): „Climate Change Will Cost Companies $1.3 Trillion By 2026“, zuletzt abgerufen 30.09.2024.

Wer führt ESG-Ratings durch?

Rating-Agenturen & Finanzdienstleister

ESG-Ratings werden von verschiedenen spezialisierten Agenturen und Organisationen durchgeführt, die sich auf die Bewertung von Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistungen und sozialen Verantwortung konzentrieren. Hier sind wichtige Kategorien und Beispiele für führende Anbieter:

Bekannte ESG-Rating-Agenturen sind ISS ESG, Sustainalytics und MSCI ESG Ratings. Diese Agenturen analysieren eine Vielzahl von Unternehmen auf globaler Ebene und bewerten deren Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken. Sie verwenden umfangreiche Datensätze und eigene Methodologien, um den ESG-Status eines Unternehmens objektiv zu bewerten.

Große Finanzdienstleister und Indexanbieter wie Bloomberg und FTSE Russell haben ebenfalls eigene ESG-Rating-Modelle entwickelt. Sie integrieren ESG-Daten in ihre Finanzprodukte, um Investor:innen umfassendere Informationen für fundierte Entscheidungen zu bieten. Diese Dienstleister nutzen ESG-Ratings, um nachhaltige Indizes zu entwickeln, die eine alternative Möglichkeit zur Bewertung von Unternehmen nach traditionellen Finanzkennzahlen bieten.

Einige NGOs und unabhängige Organisationen, wie etwa CDP (Carbon Disclosure Project), spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bewertung von ESG-Faktoren. CDP sammelt Daten von Unternehmen zu deren Umweltleistung, insbesondere in Bezug auf Klimawandel, Wasser- und Forstmanagement. Diese Bewertungen helfen dabei, Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen und setzen Anreize für verbesserte ökologische Praktiken.

Akademische Forschungsinstitute wie das Sustainable Finance Lab oder das Global Reporting Initiative (GRI) tragen ebenfalls zur Analyse und Bewertung von ESG-Praktiken bei. Sie entwickeln Standards und Frameworks, die als Grundlage für ESG-Ratings verwendet werden können. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der theoretischen Grundlagen von ESG-Bewertungen.

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Wie werden ESG-Ratings erstellt?

Datenquellen, Bewertungsmethoden & Gewichtung

Die Erstellung eines ESG-Ratings ist ein komplexer Prozess, der auf der Analyse zahlreicher Datenpunkte und Faktoren basiert und oft nicht einheitlich ist. Die Agenturen nutzen unterschiedliche Methoden, um die Performance von Unternehmen in diesen Bereichen zu beurteilen. Hier ein detaillierter Überblick über die wichtigsten Schritte und Ansätze bei der Erstellung eines ESG-Ratings:

Datenquellen für ESG-Ratings
Bild oben: „Datenquellen für ESG-Ratings“ © Luana AG, 2024

Die Grundlage eines ESG-Ratings sind umfangreiche Daten, die aus verschiedenen Quellen gesammelt werden. Dazu gehören:

  • Unternehmensberichte: Viele Unternehmen veröffentlichen freiwillig Nachhaltigkeitsberichte oder ESG-Berichte, in denen sie ihre Umwelt- und Sozialpraktiken sowie Governance-Strukturen offenlegen. Diese Berichte bieten detaillierte Informationen zu Themen wie CO₂-Emissionen, Diversitätsmaßnahmen und ethischer Unternehmensführung.
  • Regulierungsberichte: In einigen Ländern sind Unternehmen verpflichtet, Informationen zu Umwelt- und Sozialpraktiken sowie Governance-Themen offenzulegen. Diese verpflichtenden Offenlegungen bilden eine weitere Datenquelle für ESG-Ratings.
  • Medien & Nachrichtenquellen: Rating-Agenturen überwachen kontinuierlich Nachrichten und Medienberichte über Unternehmen, um Informationen über Vorfälle wie Umweltverschmutzung, Arbeitskonflikte oder Korruptionsskandale zu sammeln.
  • Befragungen & Direktkontakte: Manche ESG-Rating-Agenturen treten direkt mit Unternehmen in Kontakt, um zusätzliche Informationen zu erhalten, die nicht öffentlich zugänglich sind. Diese Befragungen können dazu beitragen, die Datenqualität zu verbessern.

Ein ESG-Rating deckt eine breite Palette von Themen ab, die in die drei Hauptkategorien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung unterteilt sind. Je nach Branche und Geschäftsmodell eines Unternehmens kann die Gewichtung dieser Kategorien variieren.

Nicht jedes Unternehmen wird nach einem identischen Schema bewertet. ESG-Rating-Agenturen passen ihre Bewertungsmodelle häufig an die Besonderheiten der jeweiligen Branche an. So ist der Umwelteinfluss für Unternehmen aus der Energie- oder Chemiebranche von größerer Bedeutung als für Dienstleistungsunternehmen, bei denen soziale und „Governance-Aspekte“ stärker gewichtet werden.

Die Gewichtung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren variiert je nach Branche und Region. In der Automobilindustrie könnten beispielsweise CO₂-Emissionen und der Einsatz erneuerbarer Energien eine größere Rolle spielen, während im Bankensektor die Governance-Kriterien wie Risikomanagement und Compliance im Vordergrund stehen.

Die Daten und Informationen werden mithilfe eines „Scoring-Systems“ in eine Gesamtbewertung umgewandelt. ESG-Rating-Agenturen nutzen eigene Modelle, um die einzelnen Faktoren zu gewichten und sie anschließend zu einem finalen Rating zu aggregieren. Oftmals wird ein Punktesystem verwendet, bei dem Unternehmen eine Note oder einen Wert zwischen 0 und 100 erhalten. Manche Agenturen verwenden auch Buchstabenbewertungen, ähnlich wie bei Kreditratings (z. B. AAA, AA, B usw.).

Ein kritischer Punkt bei ESG-Ratings ist die Transparenz der Bewertungsmethoden. Viele Rating-Agenturen veröffentlichen zwar allgemeine Informationen zu ihrer Methodologie, die genauen Berechnungsgrundlagen bleiben jedoch oft unter Verschluss. Dies kann zu Kritik führen, da es für externe Beobachter:innen schwierig ist, die Vergleichbarkeit und Objektivität der Ratings einzuschätzen.

Ein weiterer Aspekt, der zu unterschiedlichen ESG-Ratings für dasselbe Unternehmen führen kann, ist die Tatsache, dass jede Rating-Agentur ihre eigene Methodologie und Bewertungskriterien verwendet. Diese Unterschiede können bedeuten, dass ein Unternehmen bei einer Agentur als vorbildlich im Bereich Nachhaltigkeit bewertet wird, während es bei einer anderen schlechter abschneidet. Dies ist vor allem für Investor:innen problematisch, die auf konsistente und vergleichbare Informationen angewiesen sind.

Der Prozess der ESG-Bewertung kann sowohl manuell als auch automatisiert erfolgen. Einige Agenturen verlassen sich auf maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um Daten aus Berichten und Nachrichtenquellen zu extrahieren und zu analysieren. Andere setzen auf manuelle Analysen durch Expert:innen, um eine gründlichere Bewertung sicherzustellen. Die Automatisierung bietet den Vorteil einer schnelleren Datenerhebung, kann aber auch zu unvollständigen oder ungenauen Bewertungen führen, wenn relevante Kontexte nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Wie funktioniert der ESG-Rating-Prozess?

Aus der Perspektive des Unternehmens

Aus Sicht des Unternehmens läuft der Prozess wie folgt ab (generisch betrachtet, im Detail ist der Prozess in der Regel noch kleinteiliger aufgeschlüsselt und kann variieren):

Schritt 1: Datensammlung:
Das Unternehmen stellt umfassende Daten zu ESG-bezogenen Aktivitäten und Richtlinien bereit. Diese umfassen unter anderem CO₂-Emissionen, Energieverbrauch, Arbeitsbedingungen, Diversität, Lieferkettentransparenz und Compliance.

Schritt 2: Analyse durch Rating-Agenturen:
ESG-Rating-Agenturen analysieren diese Daten, vergleichen sie mit branchenspezifischen Benchmarks und bewerten das Unternehmen in den drei ESG-Kategorien.

Schritt 3: Bewertung & Scoring:
Basierend auf der Analyse erhält das Unternehmen eine Bewertung oder Punktzahl, die seine ESG-Leistung widerspiegelt. Höhere ESG-Scores weisen auf eine stärkere Nachhaltigkeitsleistung hin.

Schritt 4: Feedback & Verbesserung:
Unternehmen nutzen das Rating, um Schwachstellen zu identifizieren und Strategien zur Verbesserung ihrer ESG-Performance zu entwickeln, was auch für Investor:innen und weitere Stakeholder von Bedeutung ist.

Welches ESG-Rating hat die Luana AG?

Aktuell noch im Rating-Prozess

Wir befinden uns aktuell mitten im Rating-Prozess mit ISS ESG. ISS ESG ist der Geschäftsbereich für Umwelt, Soziales und Governance (ESG) der Institutional Shareholder Services (ISS), einer globalen Unternehmensberatung für Investor:innen. ISS ESG bietet Daten, Analysen und Dienstleistungen im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft an, um Investor:innen dabei zu unterstützen, ESG-Kriterien in ihre Anlageentscheidungen zu integrieren. Unsere Unterlagen sind bereits alle eingereicht und werden zur Zeit geprüft. (Stand: Oktober 2024). Sobald wir das Ergebnis erhalten haben, werden wir es auf unserer Internetseite veröffentlichen.

Wir haben 3 Meilensteine (von insgesamt 8 Prüfungsprozessschritten mit ISS) abgeschlossen und befinden uns noch im Rating-Vergabe-Prozess.

ESG-Rating-Fortschritt der Luana AG: 38 %
Stand: Oktober 2024

Die Zukunft von ESG-Ratings

Entwicklung einheitlicher & transparenter Bewertungsstandards

ESG-Ratings spielen eine immer größere Rolle bei Investitionsentscheidungen und Unternehmensbewertungen. Sie helfen dabei, die Nachhaltigkeitsleistung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zu bewerten und Transparenz zu schaffen. Allerdings gibt es viele Herausforderungen, da es aktuell keine standardisierten Bewertungsmethoden gibt. Die fehlende Standardisierung und die Vielzahl an Rating-Agenturen und unterschiedlichen Bewertungsmethoden führen zu Inkonsistenzen und erschweren es, klare und vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Zukünftig wird der Fokus auf der Entwicklung einheitlicher, transparenter Bewertungsstandards liegen, um Investor:innen eine bessere Orientierung zu bieten und Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Laut Deloitte entwickelt „das International Accounting Standards Board (…) aktuell ein transparentes, standardisiertes ESG-Rahmenwerk für die finanzielle Berichterstattung, das voraussichtlich die Art und Weise, wie Unternehmen derzeit über wesentliche ESG-Themen berichten, verändern wird“. Ein Schritt hin zu mehr Konsistenz und Transparenz ist unerlässlich, um die ESG-Bewertung zu optimieren, daher unterstützen wir den Ruf nach einheitlichen, objektiven und transparenten ESG-Bewertungen.

Quelle: DELOITTE (2024): „Die Zukunft von ESG-Ratings, zuletzt abgerufen am 30.09.2024.

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